ICH NENNE MICH FICUS
Ich bin die Schönste im Land und habe ein einnehmendes Gemüt. Meine Äste sind kräftig und biegsam - so wie die Glieder einer Liebesgöttin. Meine Blätter sind fleischig, groß und schimmernd. Ich winke gerne damit und mache so auf mich aufmerksam. Meine Früchte sind rund und bunt, wie kleine eigene Erden. Damit locke ich die Menschen und Tiere gerne an. Meine vielen Verehrer betöre ich: Manchmal durch mein sinnliches Geäst und manchmal durch meine herunterhängenden Wurzeln, die selbst wie Liebende und Anhänger um mich herumstehen.

Aufpassen! Wer zu lang bei mir bleibt, könnte von mir „einverleibt“ werden. Wenn du nicht zu mir kommst, komme ich einfach zu dir!
Umarmungen sind meine Spezialität. Mit Zeit und Geduld wachse ich um das herum, was bei mir ist. Ob Steine, Mauern oder Treppen, alles wird meins. Manche Menschen umarmen mich, aber in der Regel sind sie zu schnell wieder weg. Gerne würde ich ihre Zuneigung erwidern. Schade, keine Zeit zum Verweilen - so seid ihr Menschen halt.
Das Herumwachsen liegt in meinen Genen. Meine Vorfahren stammten aus fernen Ländern. Wenn ich nur weit genug wachsen würde und meine Verwandten auch, dann könnten wir unsere Familien wieder vereinen. Händereichend würden wir die ganze Welt umarmen.
Heimat:
Ursprung: Moreton Bay, Australien, hier in San Remo, Italien
Baumsorte:
Ficus (Feige), Ficus Macrophylla
Baumfamilie:
Moraceae (Maulbeergewächse)
Gebräuchliche Namen:
Großblättrige Feige
Motivation:
In San Remo, Italien wurde im Jahr 1850 der Ficus Macrophylla an den Terrasseneingang der Villa Ormond gepflanzt – als schmückendes Beiwerk zur Villa. Heute wirkt diese Szene eher umgekehrt. Der Ficus hat einen Teil der Treppe und Terrasse eingenommen und überragt in Größe und Pracht den imposanten Bau.