ICH BIN POHUTUKAWA
So nennen mich die Maoris hier auf der Nordinsel Neuseelands. Für diese Inselbewohner bin ich heilig. Meine Wurzeln bilden für sie eine Brücke ins Meer, einen Übergang von einer Welt in die andere. Ihre Seelen gelangen über mich zu den Ebenen der Ahnen. Die Maoris verstehen mich sehr wohl. Für die angereisten Europäer bin ich lediglich der Neuseeländische Weihnachtsbaum, einfach weil ich im Dezember meine schöne rote Blütenpracht auf samtenem Grün trage.

Da, wo Menschen nicht hingehen, in die tieferen unterirdischen Gänge, da umarme ich das kühle, salzige Nass und ernähre mich von den mineralischen Kadavern der Meeresbewohner.
Oben, wo das fliegende Getier zu Hause ist, wo die Farben im Licht spielen, da folge ich den Flugbahnen der Vögel und suche die wohlige Umarmung des Nebels.
Ich will überleben. Das Können dazu habe ich von meinen Ahnen geerbt. Die steilen, steinigen Hänge am Meer sind meine Festung. Die salzige Gischt schmeckt mir. Die Stürme nutze ich zu meinem Vorteil. Sie haben die Elemente als Geschenk für mich in ihrem Gepäck. Das Erdige des Bodens kann ich besser greifen. Das Wässrige und das Feurige fließen dann zusammen durch meine Adern. Das Luftige durchwühlt meine Äste im malerischen Spiel. Und manchmal – an den ruhigen Tagen – bin ich einfach da und erlebe ...
Heimat:
Waitata Bay, Long Beach in der Bay of Islands auf der Nordinsel Neuseelands
Baumsorte:
Metrosideros excelsa – Pohutukawa
Baumfamilie:
Myrtengewächse (Myrtaceae)
Gebräuchliche Namen:
Eisenholzbaum - Neuseeländischer Weihnachtsbaum
Motivation:
Es war ein schöner sonniger Tag in der Bay of Islands. Eine kleine Wanderung führte uns zu der entlegenen Waitata Bay. Die Sonne stand im Zenit. Das Wasser war flach und die Steine spiegelten das Licht nach oben. Der Baum sprach zu mir und schien lebendig zu sein.